Jul 30, 2021
Das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu
äußern ohne eine Zensur befürchten zu müssen, ist ein Grundrecht
des liberalen Rechtsstaates und in Artikel 5 des Grundgesetzes
verbrieft. Doch wie steht es mit der Meinungsfreiheit in
Deutschland im Jahre 2020? Einer Allensbach-Umfrage aus dem Jahre
2019 zur Folge haben zwei Drittel der deutschen Bevölkerung das
Gefühl, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können. Rede- und
Auftrittsverbote für Prominente aus Politik und Kultur;
Schauspieler werden aus Filmen, Gedichte von Hauswänden, Autoren
aus Verlagsprogrammen und Autorinnen aus Debütanten-Salons
entfernt. Eine gesinnungsethische Empörungs-„Kultur“ scheint sich
in der Öffentlichkeit immer mehr Raum zu verschaffen: „Cancel
Culture“, was Streich- oder Abbruchkultur bedeutet und als Aufruf
zur Ächtung und Boykottierung von Menschen dient, die sich
vermeintlich politisch nicht korrekt verhalten, diskriminierende
Aussagen getroffen oder Handlungen ausgeführt haben sollen.
Ist hier von einem "Sieg der Gesinnung über die rationale
Urteilsfähigkeit" zu sprechen, wie der Publizist Milosz Matuschek
es formulierte? Wird das Recht auf freie Meinungsäußerung in Frage
gestellt und damit die liberale Demokratie in ihrem Kern
beschädigt? Über den Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland in
Politik, Medien, Kultur und öffentlichem Raum, über ihre reale oder
doch nur vermeintliche Gefährdung und ihren grundlegenden Wert als
Maßstab für die Freiheit in einem liberalen Rechtsstaat und einer
offenen Gesellschaft wollen wir mit Ihnen diskutieren.